Zuletzt twitterte der englischer Journalist Anthony Harris, das Bayernspieler Javi Martinez diese Woche zum Medizincheck bei Manchester City zusammen mit Dani Alves (der dort auch erscheint) eintreffen soll und danach vom FC Bayern zu seinem Ex-Coach Pep Guardiola wechseln soll. Diese twitter-Nachricht wurde erwartungsgemäß binnen Minuten über dem gesamten Fanleserpotenzial des FC Bayern übermittelt. Medienvertreter wie tz sprangen mit auf. Die Meledung war insofern interessant, weil Martinez zuvor nie in der Gerüchteküche auftauchte und plötzlich vor einem Medizincheck stehen soll. 5 Jahre Bayern und dann Wechsel ? Naja, kann durchaus sein, zudem Bayern mit Süle einen jungen starken Hünen zur neuen Saison verpflichtete.
Einen Tag später weiß die BILD, das der FC Bayern Martinez nicht zu Mancity gehen lassen wird. Von einem Medizinchecktermin wusste die BILD zuvor allerdings nix. Egal. Von der Info, das Martinez keine Freigabe erhält, wird erneut profitiert. Wer am Ende hinter der „Spekulation“ als Auftragsgeber steckt, ist vielleicht über Methoden für das Virale Marketing noch möglich. Aber es gehört leider mittlerweile zum negativen Ton im Journalismus, um natürlich Klicks zu erreichen, die wiederum Umsatz durch u.a. Werbeeinnahmen generieren.
Die Namenliste der Spieler, die zum FC Bayern kommende Saison wechseln sollen, ist wie immer lang. Rechnet man Coman mit seiner Kaufoption ab, Süle und Rudy, die sehr früh bestätigt wurden, ist nur Tolisso (und das schnell und überraschend) aus dieser Namenliste verpflichtet worden.
Das zuletzt sogar Christiano Ronaldo mit auf der Liste draufstand, ist aufgrund der Steuergeschichte und Fluchtidee seitens CR7 nur logisch. Die Klicks dürften mega gewesen sein. Allein die Schlagzeile (mit einem ? natürlich gern versehen) und entsprechenden reißenden Teaser „CR7 zum FC Bayern“ läßt das Bayernherz derart pumpen, das man es bis zum Mars gehört haben durfte. Dennoch war dies nie Thema beim deutschen Rekordmeister, wie auch James Rodriguez, Antoine Griezmann und Marco Verratti.
Gern werden Sätze wie „hat bei Ancelotti trainiert“ oder „Ancelotti mag den Spieler von früher“ im Text verwendet. Das mag sogar stimmen, ist aber eben nur ein Baustein für die Überzeugungskraft des Authors gegenüber den Lesern.
Clickbaiting hat nichts mit Journalismus mehr zutun. ob der Inhalt der Wahrheit entspricht, ist nicht relevant. Nur sollte er die Aufmerksamkeit erreichen. Guter Journalismus. Dieser bedeutet ehrliche Recherche, die aber in der Regel oft dauert. Ein Journalist wird nie durch eine einzige Frage bei Uli Hoeneß erfahren, welche Spieler Thema sind. Daher sind Infos wie das der Goretzka-Berater Jörg Neubauer vor wenigen Wochen an der Säbener Straße war, goldwert. Ob der Besuch mit Goretzka zutun hatte, ist allerdings wurscht, denn allein die Verbindung zählt und was man daraus texten könnte.
Alexis Sanchez. Allein dieser Spieler brachte ohne Ende Klicks für viele Onlinemedien. Ob es mal eine Debatte über die Transfersumme war, das üppige Gehalt oder das Vidal zum 3.Mal schon erwähnt wird binnen 4 Wochen, dass er Sanchez gern bei Bayern sehen will. Zudem werden „Experten“ nach Alexis gefragt, was sie meinen, ob das gutpasst, der bald 29jährige Chilene in München.
Stimmen nach dem Spiel. Ein falscher Satz eines Spielers kann ausreichen, um ihn bewusst falsch zu interpretieren.
Oder wie zuletzt die Grummel-Attacke von Lewandowski Richtung Mitspieler. Plötzlich war er sich angeblich fast mit Chelsea einig. Sein Berater ruderte nun zurück. Alles easy, Lewandowski bleibt beim FC Bayern. Allein diese Info tauchte heute 20x bei verschiedenen Onlinemedien auf. Damit profitierte jeder mit einem Text, der im Grunde nur „kopiert“ wurde oder ggf. etwas verändert oder ergänzt wurde.
Aber was ist mit dem Fan ?
Er wird veräppelt, ihm wird die Zeit genommen, ihm wird der Kopf verdreht.
fcb-forum.net versucht so wenig wie möglich Transfergrüchte o.ä. News auf facebook und twitter zu posten. Leider kann aber durchaus eben wie bei Javi Martinez durchaus kurzweilig eine 70%-Chance vorhandensein. Daher wird es bei uns weiterhin nur recherchierte seriöse Artikel geben, mit oft knallharter Wahrheit, die vielleicht nicht jeder hören mag. Stört uns nicht, denn Mia san Mia.