Berater

„Ich hätte lieber eine Karriere wie Pelé oder Franz Beckenbauer gemacht“, so Jean-Marc Bosman vor einiger Zeit, der aktuell von Sozialhilfe und einer monatlichen Zuwendung der Profi-Gewerkschaft lebt: „Doch ich habe einen sozialen Kampf geführt. Und obwohl mein Name genauso bekannt ist wie der Name der großen Stars, kennt niemand den Mann zu diesem Namen.“

Die Berater-Szene entwickelte sich seit dem Bosman-Urteil (1995) „gewaltig“.

Die EuGH-Entscheidung vom 15.12.1995 besiegelte das Ende von Ablösesummen nach Ablauf von Verträgen und der bis dahin gängigen Ausländerbeschränkungen. Die Luxemburger Richter stellten quasi über Nacht die Machtverhältnisse zugunsten der Spieler auf den Kopf.

Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge bezeichnete das Urteil einst als „die schlimmste Katastrophe, die der Klubfußball je erlebt hat“

Wie dem auch sei: Heutzutage gibt es tausende Berater, ein Dutzend, das Millionen verdient durch oft trickreiche, teilweise auch mal im fast oder „illegalen“ Bereich, angesiedelten Transfers. Gleichzeitig sind Berater als Scout tätig, gerade im frühen Jugendbereich (z.B. Sichtungsturniere, Scouting-Netzwerke, Privatinvestoren, bis 2015 TPO), wo 11-13jährige (teilweise sogar noch jünger) bereits über die Eltern (Artikel 19 und 19a FIFA-Statut) angesprochen werden. Christian Streich, der aktuelle SC-Freiburg-Coach beschrieb die dortigen Protagonisten als Geier„.

Auch sind Berater heutzutage PR-Profis oder haben in ihren Unternehmen solche sitzen. Sie kümmern sich um Social Media, Werbeauftritte oder offiziellen Empfängen. Ebenso sind sie (nicht alle) ein Partner für private Probleme, gerade dieser Bereich ist oft entscheidend für eine erste Karriere-Stufe.

Lies dazu:
[INTERVIEW MIT BERATER ULI FERBER]

[BIG DATA BEI SCOUTING]

Scouting von Talenten und „interessanten“ Spielern ist ein Monsterprozess, der 365 Tage läuft. Die Höhepunkte sind die oft in letzter Sekunde entscheidenden Transferperioden, wo Transfers bis zu einer jeweils vom nationalen Fußballverband vorgegebene Frist gemeldet und registriert werden müssen inklusive ALLER notwenigen Unterlagen. Außerhalb der Periode laufen Gespräche ab, Recherche zu Spielern und deren Biografie (auch im Dunkeln wird geforscht), z.B. Zitate in Medien, Social Media Verhalten. Unterlagen wie z.b. Gesundheitsberichte oder Versicherungsinformationen müssen beschafft werden.

Scouting im Homeoffice oder im 700 km entfernten Stadion oder Training des noch aktuellen Klubs, bei nassen Werte oder brütender Hitze. Gespräche mit Eltern, Freunden, Beratern oder andere wichtige Personen, die im Umfeld des potenziellen neuen Spielers eine wichtige Rolle einnehmen (könnten).

Am Ende der Transferperiode liegt dann ein 20,30,40 seitiger Bericht vor mit allen notwendigen Informationen. Dennoch kann es passieren: Der Spieler passt nicht nach dem ersten Jahr, er verliert an Wert, und Lust, an Motivation unter einem neuen Trainer, er wird weiterverkauft für weniger als die Transfersumme plus alle Kosten, plus Gehalt, das im eigentlichen Leistungsverhältnis steht. Am Ende doch ein Minusgeschäft, das JEDER Klub vermeiden will, so gut es geht.

Berater müssen auch Visionäre sein. Sie müssen über Informationen des jeweiligen Klubs (nicht alle Interna wohlgemerkt) besitzen, um zu sagen: „Hier ist mein Spieler demnächst mit mehr Verantwortung ausgerüstet, unter neuen Erfolgsdruck stehend und mehr in der Öffentlichkeit präsent. Medienarbeit wird extremer. Oder der Spieler steht vor dem Aus, da der Verein und sein „neuer“ Trainer eine neue Spielidee entwickeln wollen, wo der Client eher keine Rolle mehr spielen könnte. Daraufhin muss das meist gut funktionierende Netzwerk des Beraters aktiviert werden und die Werbetrommel ein wenig mehr gerührt werden. So kann es passieren, das gewisse Spekulationen (mittlerweile täglich) auf dem Medienmarkt zusammenkommen. Gerade die Gerüchteküche ist ein problematisches Unterfangen, da Fans reagieren oder Vereinsverantwortliche. JEDER will die WIN-WIN-Situation.