Permanent fragen sich Fans, was für eine Spielweise Thomas Tuchel eigentlich spielen lässt. Gleiche Frage auch bei Nagelsmann. Beide unterscheiden sich an sich nicht besonders. Vorweg: Seit Dier da ist, gibt es etwa mehr lange Bälle aus dem ersten Drittel ins Dritte Drittel.
Die Spieleröffnung (2 IV/1 6er oder 2 IV/1RV plus Doppel-6) gestaltete sich gegenüber z.B. Flick nicht mehr zentral, sondern überwiegend über die Aussen, beide Flanken oft etwa prozentual gleich. Kimmich seltener als sonst der erste Ballempfänger, da zu oft angelaufen. Das mag Tuchel nicht. Über Aussen wird „geprüft“, ob der Gegner versucht, schnell Überzahl zu schaffen. Wenn nicht, wird sofort versucht, den Ball entweder direkt oder über einen Dritten nach vorn zu bringen. In den letzten Monaten haben sich die Gegner mehr oder weniger in diesem Bereich verbessert und mehr gesichert. Daher wird zurückgespielt, aber zentral im Mittelfeld bleibend. Eine lange Seitenverlagerung schließt Tuchel aus, unter Flick oder auch Kovac häufiger noch, aufgrund der Antizipation des Gegners. Also Kurzpassspiel (was aber eben nicht mehr Tiki Taka ist). Daher kann sich der Gegner immer rechtzeitig verschieben. Allerdings auch gegnerische Fehler wie, zuviel Überzahl versuchen auf der Aussen A, und B komplett frei, wo oft dann Kimmich zentral den Ball erhält und (Coman profitiert gern davon) in den Raum offensiv spielen kann, wo sehr häufig Angriffe und Chancen erspielt werden.
Bei tiefstehenden Gegnern bleibt das Problem, was ALLE Topteams haben: Zu enge Räume, Risiko bei direkten Schnittstellenpässen, Laufwege mit Duell und Verteidigungsmöglichkeit. Daher bevorzugt Tuchel ein „Klein-Klein“ auf engen Raum mit Risiko oder dem schnellen Umschalten der Zange Aussen-Kimmich-Diagonal-Aussen-Querpass/Flanke.
Oft zusehen Sané’s horizontale Läufe an der Verteidigungslinie entlang, um entweder abzuschließen oder doch eine Lücke zu finden, oder (oft Kimmich) aus dem zentralen 10er-Feld zu chippen, meistens lang.
Musialas Dribbling aus dem defensiven Halbfeld mit seinen 1vs1-Falschfuss-Trick immer schön anzuschauen, oft verdribbelt er sich in mehrere Gegner. Tuchel wünscht sich einfach eine schnellere Abgabe in Kombination mit Spielübersicht im Umfeld.
Das Grundlinienspiel ist sehr wenig unter Tuchel zu beobachten, allerdings kommt es vor z.B. Davies als auch zuletzt Laimer. Bei Mazraoui weniger zu sehen. Sané als auch Musiala oder Coman versuchen, aus der Tiefe Höhe Strafraumgrenze vertikal Grundlinie zu ziehen, bis zum Rand wenn notwendig. Allerdings spielt der Zeitfaktor hier für den Gegner. Eine Verlagerung des Start des Laufwegs wäre vielleicht angebracht, aber nur meine persönliche Meinung.
Flanken (oft über 30) unter Flick gibt es unter Tuchel nicht mehr. Er bevorzugt klar den Bodenpass, es sei denn, es ist das allerletzte Mittel gegen tiefstehende Teams. Aber ein Freund von Flanken ist Tuchel absolut nicht.
Fazit: Tuchel probiert sämtliche Wege in der Offensive, also sehr variabel an sich gestaltet. Einziges Problem bleibt immer noch die Passchnelligkeit verbunden mit mehr Weitsichtigkeit und Antizipation bei Pass und Laufweg. Das aktuell Spielermaterial hat es hier noch nicht wirklich drauf und enorm viel Luft nach oben. Oder es müssen ganz andere Spieler her.
Related Stories
20. Januar 2024
25. März 2023
4. Februar 2023