80 Mio Bundestrainer. Sie alle können die Spielanalyse, sozusagen LIVE, um diese 90minütigen Erkenntnisse danach in den sozialen Netzwerken zu teilen. Überall Erklärungen zu Spielern und Toren und allen Leistungsansichten.
Punkt ?
Nein. Auf keinen Fall. All diese Millionen Bundestrainer mit ihren Millionen Beiträgen tragen zur Spielanalyse nicht mal 0,1% bei. Keineswegs böse gemeint. Aber die Aussage hat einige Gründe. Als erstes sollte man wissen: LIVE-Spiele und Analysen sind ÜBERHAUPT NICHT geeignet, um eine Aussage bezüglich eines Spiels bzw. eines Spielers zu treffen.
Also Aussagen wie „Der Spieler X war sehr schlecht heute“ oder „Die Mannschaft war miserabel“ sind zu oberflächlich. Häufig tritt auf, das Leistungen und deren Daten oft völlig anders ausschauen als die Ergebnisse. Ein 0:1 heißt nicht ein schlechtes Spiel, ein 4:0 muss nicht top gewesen sein. Nur die Anzahl der Tore zu betrachten und sie dann in Verbindung mit der Qualität der Akteure zu setzen ist natürlich völlig inhaltslos und nicht verwertbar. Fans glauben aufgrund ihres regelmäßigen Stadionbesuchs, ihren Live-Spielen im TV und Meinungsaustausch in sozialen Netzwerken an ihren Status als „Spielanalyst“. Fans betreiben quasi die „einfachste“ Form der „freien Spielbeobachtung“. Zudem fehlt auch zu hoher Wahrscheinlichkeit Kenntniss über taktische Verhältnismäßigkeiten, was den Wert letztlich gen Null fahren läßt.
Das mittlerweile es „M.A.Spielanalyse“-Studiengänge seit Jahren notwendig sind, weil die Vereine gerade die Spielanalyse immer intensiver seit Jahren nutzen, scheint den Fans also gar nicht bewusst. Das Millionen in digitale Technik gesteckt wird, um sämtliche x/y-Koordinationsdaten zu sammeln und die teure Softwarenutzung es ermöglicht, den „gläsernen Spieler“ endlich und überhaupt zu untersuchen.
Vor 15 Jahren kamen die ersten Pools an Leistungsdaten in die Klubs, die Videos bereits in guter Qualität, mussten zerschnitten werden, Szenen angeschaut werden etc., es dauerte Stunden, um am Ende überhaupt ein paar Seiten vollzubekommen. 2022 dauert es auch Stunden, allerdings mit dem tausendfachen an Daten, die aber ausgewertet werden müssen, sprich also die „Interpretation und Zusammenhänge“ verstehen und dem Coach am Ende mitteilen.
Generell die 3 Ablaufszenarien:
1. Erhebung und Eingabe der Daten mithilfe der Spielbeobachtung durch sämtliche verfügbaren Hilfsnmittel
2. Datenauswertung (Spielanalysten mit oder ohne Coach/Co)
3. Interpretation der Daten und Präsentation der Ergebnisse (an Coach, Team, Funktionäre)
Quantitative und Qualitative Spielanalysen sind die beiden wichtigsten Bereiche, um ein Spiel bzw. einen Spieler zu bewerten. Alles andere ist nicht aussagekräftig. Zudem dienen die Spielanalysen der Verbesserung (Fehleranalyse) und Installation von neuen Trainingsideen und Ansätzen. Ebenso ist das Scouting von Spielern (Jugend bis Profis) stark zusammenhängend mit der „QQ-Analyse“, so nenn ich sie gern, zu betrachten.
Zur Systematischen Spielbeobachtung kann man genügend googlen. Man wird nach einigen Artikeln feststellen: Hier geht es wissenschatlich zu, hier überschneiden sich Bereiche aus der Biologie, Physik, Mathematik und auch Psycholgie. Selbst die alten Funktionsgleichungen bis zur Kurvendiskussionen können entstehen.
Es kommt auch nicht von ungefähr, dass Trainer, um in der höchsten Staffel eines Verbandes zu coachen, den Fußballlehrer bzw. UEFA-Pro-Lizenz besitzen müssen. Hier geht es um unglaublich viel Wissen, was vermittelt wird.
Dies geschieht NICHT im Stadion oder an TV/Tablets.
P.S. Hier die pdf-Datei des Modulhandbuchs zum „M.A.Spielanalyse“.
https://www.dshs-koeln.de/fileadmin/redaktion/Studium/Studienangebot/Weiterbildungsmaster/MA_Spielanalyse/MA_Spielanalyse_Modulhandbuch.pdf