Die Kontroverse über den Verdienst von Fussballern ist weltweit gestreut und immer wieder ein intensives Thema bei Fan und deren Fanclubs. Was aber verdient denn ein Spieler eigentlich wirklich, in Spanien oder England ? Netto oder Brutto ?
Sowohl als auch. Die Antwort ist sehr komplex, da zunächst das deutsche Steuerrecht sowie Spitzensteuersatz (45%) anders interpretiert und verwendet wird als international. Vor 2010 gab es z.B in England einen Spitzensteuersatz von „lächerlichen“ 24 Prozent. Aktuell sind es 43%, in Spanien gab es 6 Jahre lang die sogenannte „Lex Beckham“. Dort konnten, u.a. CR7, als „Zeitweise in Spanien arbeitende ausländische Fachkräfte“ von einem knapp über 20% fixierten Steuersatz leben. Lionel Messi übrigens nicht, da er bereits vor der „Lex Beckham“ lange in Spanien lebte und arbeitet als „Fachkraft“.
Allerdings gibt es zwei Gründe, die die damalige Steigerung nicht schädlich machte für die englischen Klubs. Einerseits die Möglichkeit, sich selbst zu vermarkten. Topstars bzw. Stars, die in einer bestimmten Region der Welt wie Götter behandelt werden, also Argentinien oder Brasilien, geben ihre Persönlichkeitsrechte für das eigene Merchandising ab an Vermarktungsfirmen (dessen Eigentümer der Spieler oft gar selbst ist), dadurch steuerlich begünstigt durch deren Firmensitz auf sogenannten „Kanalinseln“ wie Jersey (gelegen im Ärmelkanal). Die bekannteste Insel in Sachen Steueroasen sind die Cayman Islands, allerdings müssen auch diese ihre Bankgeheimnis künftig öffnen. Aber weiter: Durch Rückfließen des Geldes durch Gewinnerzielung oder Gagen von Werbefirmen wie Nike etc. erhöht sich das Nettoeinkommen, da sie auf das Konto der Vermarktungsfirma übertragen werden. Quasi Netto.
In der Bundesliga aber wird grundsätzlich ein vertragliches (nach BGB, §611-630) Grundgehalt Brutto verdient. Zusätzlich wird Steuervergehen schnell aufgedeckt, bestraft mit Geldbuße oder Gefängnis. Alles geht seinen gerechten Weg. Ein Fußballerprofivertrag wird im Regelfall auch nur Brutto verhandelt. Da der Gehaltsetat (Beim FC Bayern ca. 200 Mio in 16/17) ebenfalls auf Brutto ausgelegt ist. In England oder Spanien, selbst in der Türkei, werden Verträge NETTO ausgehandelt. Wenn ein Spieler, eben wie Alexis Sanchez, der aktuell beim FC Bayern im Gespräch ist, 15-19 Mio NETTO lt. unterschiedlichen Quellen, fordert, zuletzt angeblich 345.000 Euro wöchentlich, muss der Verein, aktuell noch Arsenal London etwa zwischen 38,5 Mio Euro ( Bayern ca. 36,8) erwirtschaften. Das weiß Arsenal, das kann Arsenal. Wie auch Manchester City.
Das ist nämlich der zweite Grund, der aktuellste TV-Vertrag, den die Premier League mit SKY und BT Sport abgeschlossen hat. Ein geschätztes Volumen von rund 6 Mrd Euro bis 2019. Bedeutet: Die Differenz, die Arsenal London zahlen müsste gegenüber dem Nettogehalt ist daher locker zu stemmen. In Deutschland würde Alexis Sanchez also einen Vertrag für 30 Mio Euro BRUTTO bekommen, um annähernd an seinen Wunschbetrag kommen zu können. Zum Vergleich: 12-15 Mio BRUTTO verdienen Neuer, Müller, Ribery und Robben. Zumindest Schätzungen aus den verschiedenen Medien. Aber es gab Ausnahmen beim FC Bayern: Luca Toni besaß z.B. einen Nettovertrag, der ihm 500.000 Euro monatlich garantierte, auf den Punkt genau. Zusätzlich konnte der FC Bayern sich die Kirchensteuer sparen, die eben in die Nettosumme quasi einfloß, die aber Luca Toni hätte zahlen müssen. Der Italiener, übrigens römisch-katholisch, wusste das allerdings nicht. Nachzahlung: 1,7 Mio Euro. Ein teurer Glaube, wie Luca Toni damals fand. Das Jahresgehalt von netto 6 Mio Euro, darüber lachen heute Spieler aus England und Spanien.
In Spanien ist es schon immer ein Thema gewesen, das Klubs wie Real und Barca kein Problem haben mit „Steuerpflicht“, obwohl sie bereits dreistellige Mio an Steuerschulden dem Fiskus gegenüber stehen. Man kann sich durchaus ausmahlen, wie tief der Sumpf dort wohl sein könnte, dort, wo sich wer weiß für Firmen, Nationen, Funktionäre und Politiker tummeln. Aber nur eine Annahme. Die Wahrheit liegt auf dem Platz, wenn CR7, Messi oder Ibrahimovic kicken, die Unwahrheit wo ganz anders.
In England gibt es zudem keine 50+1-Regel, die Investoren Tür und Tor öffnet, neben dem Mega-TV-Geld noch weitere Mio Kohle dazufließen zu lassen. Eine Ende ist eher nicht in Sicht.
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