Leroy Sané. Als dieser Name offiziell wurde, schrieben alle Bayernfans: „Ach, echt, ist er endlich da ?“. Normalerweise sollen die Augen vor Staunen rollen, so war es früher. Nur ist es so: Es werden jeden Tag Jahr für Jahr immer mehr Namen auf den Gerüchteteller gepackt, gewürzt mit einer schicken Überschrift und einem Text, der zu 99,9% gespickt ist mit Begriffen „angeblich“ und „offenbar“. Diese beiden Begriffe dürften neben bestimmten/unbestimmten Artikel und dem Vereinsnamen Bayern München (meistens reicht Bayern) die am meisten gelesene Worte der Fußballfans sein, sofern sie überhaupt noch Zeit haben, andere Nachrichten oder ein Buch zu lesen.
Früher, in den 80ern, klappte man die BILD auf, und dort wucherte die Schlagzeile: “XYZ wechselt zum FC Bayern“. Mit der Sportbild kam der Pioneer der Gerüchtemeldungen. Der KICKER damals noch seriös. Man konnte eben noch staunen, denn pro Saison kamen vielleicht 2 Namen, maximal 3 zustande, die zum FC Bayern kommen könnten. Heute sind manchmal 3-4 pro Tag. Danach ein bissl Pause, um Luft zu holen, dann die nächsten Namen.
Jeder weiß was, jeder will mehr wissen, als erstes vor dem Anderen. Ob der Name stimmt, naja, irgendwas Wahrheit ist immer mal dran, und am Ende stellt sich irgendein Sportjournalist hin, hebt seine Nase und schreibt: “Wie ich vermutete,…bla bla bla.“ Ob er die First-Quelle war, zu 99,9% nämlich nicht. Europäische Medien schreiben gegenseitig voneinander ab. Mundo von Kicker, Kicker von SKY, SKY von SUN, SUN von Marca. Kreuz und Quer das Copy & Paste im Fußballjournalismus.
Informanten tagtäglich melden sich in einem gigantischen Netzwerk. Der eine kennt den, der was weiß, oder glaubt, gehört zu haben. „Da waren Scout von Bayern im Stadion, die sind wegen dem X da. Der wechselt im Sommer.“
Nun, Scouts sind ebenfalls tagtäglich im Einsatz. Alle Topligen, alle dortigen Klubs. Da kommen etwa 250 Scouts allein in den 5 TOP-Ligen zusammen, manchmal nur einer, manchmal drei. Wie zum Beispiel bei Nicolas Pepe, als auf twitter es hieß: Bayern-Scouts im Stadion, der wechselt wohl zu Bayern. Nach ein paar Stunden steht es in den deutschen Medien. Millionen Fans lesen, müssen es lesen, da egal wo sie klicken, ob sport1 oder fussballtransfers.com, überall steht: Pepe zu Bayern. Plötzlich schreibt ein Sportjournalist: Die Ablöse soll 50 Mio betragen. Der nächste kennt bereits das Gehalt, der andere die Bonis, der andere twittert: „Not true“. Nicolas Pepe wechselte aber dann vom OSC Lille Sommer 2019 zu Arsenal London, für 80 Mio.
Sommer 2020. Beim FC Bayern wurden schätzungsweise 35 Namen gehandelt in 2020. In den tiefen Sozialen Medien noch mehr, aber das waren meistens Mitläufer oder Fan-Empfehlungen, was ja auch legitim erscheint. Von diesen 35 Namen wechselte diesen Sommer zum FC Bayern: N U L L.
Aber vorher wussten sie alle, welche Ablöse und Gehalt sie bekommen, das die Gespräche sehr weit waren und es sehr wahrscheinlich ist, das es zu einem „Deal“ oder „Move“ kommt.
Manche Sportjournalisten nerven total, wie Plettenberg von sport1, der auf twitter immer meint, er hat die Wahrheit. Wie bei Coman und Sané im Januar, die getauscht werden sollten. War nix. Aber er war so sicher…wirklich ? Oft sind es sogar nur Ideen, teilweise sogar aus twitter-Timelines, die übernommen werden. Bei Herrn Falk, der sich mittlerweile zum lächerlichsten Sportjournalisten küren darf, hat mit seinem „True, not true“ auf Twitter sich diesem Titel nicht entziehen können. Aber er kann damit sicher leben, denn die Klickzahlen sichern seinen Job bei der Sportbild. Wie alle anderen Sport-„Journis“ auch.
Es geht nur noch um Stärke und Klicks. Die Printmedien bringen keine Auflagen mehr, die klassischen Werbeanzeigen sind verloren. Der Onlinemarkt ist voll von Copy & Paste-Portalen (fcb-forum.net ist da auch nicht immer eine Ausnahme). Alle benötigen sie Klicks, da sie sonst nicht überleben, sonst wird dort keine Werbung geschaltet. Simples Beispiel: Um 1000 Euro im Monat zu verdienen, müssen bei einem sagen wir Preis pro Klick von 35 Cent die Seite 3500x angeklickt werden. Aber Herr Falk verdient sicherlich mehr im Monat, eine ganze Sportredaktion kostet Unmengen an Geld. Strom, Versicherungen, Telefonate, Gehälter (auch Reinigungsdienste müssen bezahlt werden, denn im Müll will keiner arbeiten).
Meistens sind Sportjournalisten selbstständig und müssen um ihren Lebensunterhalt jeden Tag kämpfen, um ihr Wörter-Honorar zu erlangen. Verdient die Zeitung weniger, bekommt der Sportjournalist wenig Geld. Manchmal unter 1000 Euro, wenn es mies läuft. Es ist eben ein mieses Geschäft, aber es ist lukrativ, Gerüchte zu vermelden und jeden Tag die Unwahrheit zu schreiben.
Wir bedanken uns für ihren „Klick“ auf diesen Artikel. Schönen Tag noch.