
Ohne die sehr wichtige Erholung zwischen den Spielen zeigt das Training keine Wirkung. Das ist scheinbar allen klar, aber ist nicht so klar nachvollziehbar, wenn es um z.B. englische Wochen in Verbindung mit dem Thema Rotation geht.
Der Körper ist der Motor des Sports. 95% reichen nicht, um vielleicht in der 89.Minute den entscheidenden Sprint anzusetzen. Hört sich banal an, aber die Fitness ist der Chef des jeweiligen Leistungsniveaus.
Man kann hart trainieren, individuell, präventiv querbeet. Aber wenn der Körper keine genügende Stunden an Ruhephasen hat, hilft das beste ausgeklügelte Training nicht.
In den Ruhephasen schöpft der Körper die neue Kraft und gewinnt wieder Energie. Allerdings sollte der Energiespeicher 100% gefüllt sein. Dies ist heute messbar durch den Bereich der Leistungsdiagnostik. Erholungsphasen (Ruhephasen):Fehlt dagegen die Erholung, gehen dem Körper schnell die Energie-Reserven aus und die notwendige Leistungsfähigkeit nimmt bei jedem Nutzen des Energiespeicher ab (parallel die Ernährung wichtig).
Wichtiger ist sogar noch das „Tun“ vor dem Training (das Training entscheidet über die Einsätze), denn in den Stunden, wo man nicht dem Klub „dient“, stehen eben alltägliche Dinge an. Das kann von 20 Minuten Treppen putzen bis zu 30 Minuten Sex sein. Es kann die Leistung im Training durchaus beeinflussen. Verrückt ? Nein, wenn man genau darüber nachdenkt.
Jeder Sprint zum Bus ist extrem, das Herz pumpt. Ribery liefert in 90 Minuten im Schnitt 35 Sprints, Dribblings und anderen intensiven kurzen Läufen. Man kann sich daher vorstellen, wieviel kcal ein Fussballer nach 90 Minuten Fußball verloren hat. Ca. 1100 kcal. Der Körper ist fix und fertig. Allerdings merkt ein Spieler das erst später, wenn die Muskeln reagieren.
Erholungsphasen
Superkompensationsmodelle, Leistungsdiagnostik, Erholungsmethoden. Begriffe, die VOR/ZWISCHEN dem Training und Match entscheidend heutzutage sind.
Englische Wochen. Für den Fan ein Schlaraffenland an Livespielen und Emotionen. Aber die Akteure auf dem Rasen, SIE müssen ihnen diese SHOW liefern. ALLE 3-4 TAGE. Um diese SHOW regelmäßig abzuliefern, muss man alles in Einklang bringen. Was will ich spielen, was hab ich für Spieler ? Was hab ich für einen Gegner ? Welche Spieler können kraftraubend sein ? Welcher meiner Spieler hat zuletzt viel gespielt und benötigt eine Pause, weil das nächste Spiel nicht so entscheidend und ich ihn taktisch ersetzen kann, mehr in dem als dem Spiel, was folgt ?
Trainingssteuerung
Ein Begriff, der in diesem Jahrtausend im Fussball der Grund für Erfolg ist. Trainer wie Jose Mourinho und Pep Guardiola zeigten, wie wichtig die Wissenschaft mittlerweile ist, um die Periodisierung zu generalisieren. Denn die Belastungsbereitschaft muss alle 36 Stunden bei englischen Wochen vorhanden sein.
Nehmen wir an, man hat den Rythmus bekommen und hat sein Samstagsspiel. Davor normal trainiert. Die englischen Wochen folgen. Samstagabend, TOP-Spiel bei SKY. Die Bayernspieler sind ausgelaugt, kommen um Mitternacht (idealerweise Heimspiel) nach Hause. Eine Busreise ist störend, auch das kennen wir selbst.
Der Sonntag dient dazu, das der Körper sich erholt. Hier ist keine Chance entsprechend für irgendwas. Das ist die sogenannte Heterotase, die erneute Anpassung (schnell/langsam) des Kreislaufs. Am Montag werden allmählich die Energiespeicher aufgefüllt und die Muskelzellen regeneriert. Entsprechend auch hier ist kein Training möglich, da dies parallel Energie benötigt. Der Dienstag also der Trainingstag. Das Training, hier beginnt die schwere Arbeit des Trainerstabs. 22 Spieler, die völlig unterschiedlich sind, in ihrer physischen und psychologischen Struktur.
Pikant: Aufgrund Studien können Spieler wie Ribery oder Robben in solchen englischen Wochen besser regenerieren als z.B. ein Süle oder vielleicht sogar ein James, der, wenn man vergleicht, noch gar nicht so viele englische Wochen spielte, weil oft nicht eingesetzt bei Real Madrid. Ältere Spieler und deren Körper haben sich an diesen Rhythmus längst gewöhnt.
Mittwoch ist das Spiel, aber Niko Kovac muss der taktischen Idee parallel sich die Leistungsdaten des jeweiligen Spielers anschauen. Ist ein Spieler vielleicht gar überbelastet durch 1,5 Trainingseinheiten ? All das kann mittlerweile messen. Nach dem Mittwochsspiel erscheint wieder die Heterostase.
Rotation
In dieser kurzen Zeit, also von Dienstagmittag bis Mittwoch spätnachmittags/abends muss Kovac entscheiden, wer spielt. Mit 1,5 Trainingseinheiten. Rotation ?
Rotation ist so wichtig wie eben Trainingssteuerung geworden, sie ist quasi ein wichtiger Bestandteil. Da jeder Spieler „anders“ ist, und jeder Fehler der Trainingssteuerung eine Verletzung nach sich ziehen kann, steht ein Trainer heutzutage unglaublich unter Druck. Natürlich ist ein Spieler nicht zufrieden, wenn er nicht spielt. Aber er muss verstehen, das er nicht alle Spiele spielen kann, sowohl eben aus taktischen und physischen Gründen, gerade bei einem Klub, der international viel erreichen will.
Unterschiedliche Spielerbehandlung
Joshua Kimmich
990 Minuten – der Spieler mit den meisten Aktionen und Laufkilometern. Benötigt unglaublich viel Ruhe, um immer wieder die Leistung im Spiel/Training zu wiederholen.
Robert Lewandowski
871 Minuten – der Spieler mit den wenigsten Aktionen und Laufkilometern. Dennoch Stammspieler bei Kovac. Taktische Gründe nur bedingt, da Wagner sicherlich kein schlechter Ersatz wäre.
James Rodriguez
Vor seiner Verletzung langsam herangeführt, denn bis man 90 Minuten 100% geben kann, ist dies notwendig. Tat Kovac. Am 15.9. eingewechselt, 48 Minuten gespielt. 10Danach 3x Startelf, gegen Augsburg zwischendurch Schonung. Normal. Gegen Ajax 28 Minuten, taktische Gründe, danach wieder Startelf und 90 Minuten gegen Gladbach. Ein Grund für schlechte Laune also nicht gegeben.
Allein an diesen 3 Spielern kann man erahnen, welche Schwierigkeiten es Niko Kovac (auch anderen Trainern) es bereitet, ALLE zufrieden zustellen. Spielern, Funktionäre, Medien und…den Fans.
22 thoughts on “Von englischen Wochen und Erholung”
Comments are closed.