Leistungsschwankungen gehören (leider) im Alltag als auch im Sport dazu. Der Mensch ist eben keine Maschine. Aber im Profifussball wird er als „Maschine“ gesehen, bewertet und behandelt. Fans zahlen hohe Preise für das „Volksgut Fussball“ und erwarten von den Fussball-Millionären alle 3 Tage 90 Minuten Topleistungen. Sonst gibt es Kritik von den Fans, den Medien, von Lothar Matthäus oder Didi Hamann, welche wieder erneut von Fans und Doppelpass stundenlang debattiert wird. Gleiches gilt für den Trainer, der mit seinem heutzutage unglaublich professionellen Staff, jeden Tag einen ganzen Kader vorbereiten muss für den Erfolg. Aber…es bleiben Menschen…und benötigen einen klaren Kopf…und viel Schlaf.
Grundsätzlich wird von Medizinern 7-8 Stunden Schlaf empfohlen. Der Zeitpunkt (vor oder nach Mitternacht) ist nach vielen Studien mittlerweile unwichtig geworden. Unterschieden wird aber weiterhin in den sogenannten „Schlafphasen“ und „Schlafzyklen“. Einschlafen, Leichtschlaf, Tiefschlaf, Traumschlaf (REM-Phase), die Anzahl der Zyklen (ca 100 Minuten) und im Schnitt 5 Zyklen pro Nacht.
Die Tiefschlafphase ist die wichtigste Phase, die 1,5 bis 2 Std dauern kann/sollte. Deshalb so wichtig, weil dort Prozesse wie Stärkung des Immunsystem, Zellgeneration (Zellproliferation), Ausschüttung von Wachstumshormone.
„Fußballer fliegen viel durch die Welt, haben Stress und sind ständig unter Strom. Dadurch schüttet der Körper das entzündungsfördernde Stresshormon Cortisol vermehrt aus und der Testosteronspiegel sinkt. Das hat negative Folgen für die Regeneration und den Muskelaufbau. Deshalb müssen Spitzensportler versuchen, das Testosteron wiederaufzubauen und ihre Muskeln bei der Regeneration zu unterstützen. Dazu eignen sich verschiedene Arten von Entspannungsübungen – wie Yoga, Pilates oder sogar Meditation.“
Sportmediziner Klaus Pöttgen (Focus, 2018)
Stresshormon das eine, das Überlastungssyndrom das andere, wie Klaus Pöttgen bereits andeutete. Die Spiele werden immer mehr, die 365 Tage im Jahr aber bleiben.
Einschlafen nach einem Spiel, oder nach einer nächtlichen Reise nach einem Auswärtsspiel (Champions League-Spiele oft erst gegen 23 Uhr beendet, danach noch evtl. Bankett und noch Reise). Selbst nach einem 15:30-Match ist das Ende oft um 17:22 mit Nachspielzeit, Interviews, PK, Duschen, Rückreise, Stau, Flugzeug (Körper findet das nicht gut). Zuhause angekommen, ist der Körper vollgepunpt mit Adrenalin und Cortisol. Man checkt noch Daten, News oder chattet mit Mitspielern, Familie, Trainer. Dann soll ein Spieler nach so einem Tag in Ruhe einschlafen. Dazu die Regeneration-Phase, um den Status Quo wieder aufrechtzuhalten. 48 bis 72 Stunden ist die Regel. Dazwischen Training, Analysen, Interviews, Fannähe, Medienkritik, Familie und andere Aufgaben, die der „Fussballer“ als Privatperson, als Mensch, zutun hat.
Fragen sie mal Joshua Kimmich, der 3facher Vater ist. Das ist wunderbar, aber auch hart. Wer Kinder hat, weiß, das sie eben Kinder sind und sie n icht wissen, das Papa Ruhe benötigt. Daher ist es unglaublich, fast schon übermenschlich, was Kimmich Woche für Woche für den FC Bayern leistet.
Weitere Hormone während der Tiefschlafphase sind Melathonin, Botenstoffe Acetylcholin und Noradrenalin. Acetylcholin ist zuständig neben Atmung/Herzschlag auch für das LERNEN und ERINNERUNGEN wichtig. Ebenso auch die Verdauung (hinsichtlich dem Thema „Ernährung“). Wenig Schlaf bzw Schlafstörungen beeinträchtigen diese Hormone/Botenstoffe.
Ebenso auch das wichtige Hormon Seretonin, das gerade in der Tiefschlafphase produziert wird. Seretoninmangel wiederum führt zu Einschlafprobleme. Gerade bei stressigen und/oder ereignisreichen Tagen versucht das Gehirn, alle Informationen vor der Schlafphase zu „sortieren“. Klappt das nicht, schläft man sehr schwer ein. Man liegt stundenlang, die Informationen des Tages kommen dem Einschlafenden immer wieder ins „Bild“.Seretonin ist bekannt als „Glückshormon“, da es die Stimmung nach oben steuert. Ein Mangel löst Angst, schlechte Laune oder gar Agressivität aus. Seretonin kann via Lebensmittel auch aufgenommen, zb Bananen.
Powernapping ist eine kleine Alternative, um zwischendurch den Körper zu beruhigen, etwas aufzutanken (angeblich bis zu 35%). Allerdings nur zwischen 10 bis max 20 Minuten. Danach kann es sein, das sie dann doch einschlafen, was dann kontraproduktiv wäre.
Hilfsmittel zum Einschlafen ist Sport (1,5 Stunden vorher), später Nachtspaziergang, frische Abendluft im Schlafraum, kein zuckerhaltiges Lebensmittel oder einen total langweiligen Film anschauen 😉 Auch bestimmte Teesorten können helfen.
Studien belegen ebenso, das Schlafmangel die Kognition des Spielers beeinträchtigen. Damit wären wir wieder bei der täglichen Kritik von Fans und Medien. Es ist fast unmögich, den deren Anforderungen heutzutage noch gerecht zu werden.
Weil der Fussballer ein Mensch ist, KEINE Maschine.