Matchanalyse & Report – #BOCFCB (03/2223)

Bei dieser Begegnung muss man natürlich sofort an das fast schon historische 4:2 des VfL in der vergangenen Saison 21/22 denken. Völlig klar. Die Aufstellung der Bayern quasi ähnlich, anstatt Lewandowski halt Mane, anstatt Süle eben de Ligt. Hier können wir übrigens gleich mal einhaken, da viele Bayernfans offenbar glauben, das de Ligt der bessere Süle ist.
Bilanz de Ligt vs VfL Bochum:
Pässe 57 von 60, BodenZweikampf won 0/1, Air Duels won 3/5, 10 Saves.
Bilanz Süle vs VfL Bochum:
Pässe 66 von 72, BodenZweikampf won 7/10, Air Duels won 2/3, 22 Saves.
Ok, Frage klar beantwortet. Süle siegt. Thema damit erstmal erledigt.

Zum Matchreport #BOCFCB (7519 Tweets), 26000 Zuschauer mit Daniel Siebert als Referee im Vonovia-Ruhrstadion. Willkommen.
Beginnen wir immer mit der OFFENSE.

Kommen wir zunächst zur Real90-taktischen Formationen (hat NICHTS zutun mit der Amateurgrafik von SKY). Beide IVs statisch, ebenso die Außen. Kimmich und Sabitzer verteidigten etwas mehr nach hinten, offensiv nur ganz wenig in Aktion. Der Bewegungsradius erreichte selten die Halbfelder. Die 4 Offensiven auf gleicher Höhe, Coman schwingte mehr in die Box, alle anderen blieben grundsätzlich weit vor dem Strafraum, nur sehr selten näherten sie sich der Box, um ein Tor zu erzielen. Der Bereich „Finaler Pass IN DIE BOX“ wird unten daher interessant. Die linke Angriffsseite erneut „leer“. Unter Nagelsmann gibt es nur ein Angriffszentrum, wo rechts ab und an hineingespielt wird. Eine Offensive Breite ist nicht vorhanden. Interessant ist, das sich Müller und Mane fast auf den Füßen stehen. Mit der Offensive wollen wir dann beginnen…

Es fällt sofort auf: Attacks 20:27. Bochum erzielte diesen Wert mit 37% Ballbesitz. Plus 13(!) Shots Richtung Neuer. Hier kann man sofort eben den Bogen der BOC-Offense zur FCB-Defense spannen und behaupten: Upamecano (übrigens auf der Süle-Position, de Ligt als rechter IV) zusammen mit den klassischen AVs Pavard/Hernández doch „durchlässig“ gewesen. Lassen wir erstmal wirken.

Sofort scrollen wir zum Punkt „Schüsse aufs Tor innerhalb der Box“ (Shots on target inBox). Zusammen mit dem vergleichen der BigChances (4:4) fällt hier ebenfalls eine überraschende Info auf: 5:8. Innerhalb von der Distanz von 11m 2:5 (open play, das 0:2 nach Ecke). Nochmals: Hier spielen 861 Mio gegen aktuell 47 Mio Marktwert, mit Ballbesitz 37% vs 63%.
Kritik an die bayerische Offensive: Das erzielen von BigChances oder die Häufigkeit, Tore zu erzielen, ist eher gering. Dennoch ein 7:0, warum und wieso muss man hier vieles trennen im Detail ?

Gerade Bayern-Fans hören ungern, das Tore durch gegnerischen Fehler (Unforced Errors BOC26:7FCB) erzielt werden konnten. Nun, 1-2 Tore, kann mal passieren. 7x in einem Match, oder wie gegen die SGE (31 Unforced, WOB nur 6), ist schon mehr als extrem. Denn aus eigenen Spielzügen hat man in dieser Saison bis dato noch nichts gesehen. Wer das nicht glaubt, nun ja, er kann ja selbst sich die Torentstehungen anschauen und ganz genau hinschauen. Aber sollte er neutral gegen sich selbst sein.

Bochum mit wesentlich mehr Flanken, ebenso erreichen sie 5 Ecken. Da schafft man als Gegner von Bayern eher selten. Bayern aber hier Punktsieger, was die Eeffektivität angeht, Tor durch de Ligt (2:0), aber auch durch einen dummen Fehler von Keeper Manuel Riemann. Wie sagt man im Pott:“De musse haben“.

Es werden offenbar immer weniger Pässe. Mit 504 Pässen in 90 Minuten haben die Münchener einen der schlechtesten Werte in ihrer Bundesliga-History erzielen können.
Wie schaut es mit der Gefahr an Pässen im letzten Drittel und InBox aus ?
Mit 35 InBox-Aktionen liegen die Roten recht gut, allerdings 21 reine Pässe. Jetzt muss man sich genauer anschauen die 14 InBox-Shots. Alle (bis auf das 0:1), waren, wie soll man es sagen…Draufballern, egal ob da einer steht oder nicht. Zielwasser wurde entsprechend der Netto-InBox-Anzahl von eben nur 5 aufs Tor nicht getrunken. Daher sind die 21 Aktionen inBox wiederum gegen einen Abstiegskandidaten (wissen die Bochumer selbst, das diese Saison wieder schwer wird) im Verhältnis zur Premier League gering.
Pässe in das letzte Drittel (158) sind gegenüber Wolfsburg wieder 14% gesunken, was auch die Präsenz der Vorbereitung für einen Spielzug geringer werden lässt. Je weniger Anspiel für einen Beginn eines offensiven Spielzug 30m vor dem Tor, desto…den Rest können wir verschieden auslegen. Pässe insgesamt im letzten Drittel (45) ist der beste Wert diese Saison, aber weitaus zu steigern. Ab 70 gelangt man allmählich in den Top-Bereich.
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Finale Pässe sind die effektivisten und gefährlichsten Funktionen für eine Offensive. Top-Teams schaffen i d R ab 19. Es gab Zeiten unter Guardiola, selbst noch unter Kovac, wo es regelmäßig 20-25, ja teilweise 30 finale Pässe gab. Davon ist man derzeit weit entfernt, zudem ist die Qualität oft miserabel. Selbst die Pässe, die ankommen, müssen auch qualitativ hoch sein, sodass man sie sicher weiterverarbeiten kann. In diesem Match…finale Pässe vertikal in die Box, nur 3. Damit kann man nichts anfangen, egal wieviele Offensive Spieler sich in der Box aufgrund des 4-2-0-4 versammeln. Im 4-2-4-0 waren die finalen Pässe (free Zone) hinter die Bochumer Kette wichtiger, da (warum auch immer) BOC-Coach Thomas Reis hochstellte. Geradezu auffordernd war aufgrund der geringen Präsenz der Bochumer im zentralen Mittelfeld, wenn es genau zu solchen Abspielmomenten kam. Bezeichnend sind zwei finale Pässe von den Innenverteidiger Upamecano (3 Unforced Errors) und de Ligt (1) mit dem ERSTEN Pass in der Spieleröffnung, wo die gesamte Bochumer Kette überspielt werden konnte. 2 Tore konnten, wie sehr schön beim 4:0 durch Coman-Pass auf Mané, erzielt werden. Allerdings wurden auch 8 Freezone-Pässe dazu bentötigt in 90 Minuten, was wiederum von der höheren Verteidigungsweise des Gegners abhängt.

Unsere nicht ganz billige Defensive, in Bochum standen knapp 240 Mio Euro in der 4er-Kette, eine echte diesmal, denn Hernández nicht wie Davies off, auch Pavard blieb geduldig nur kurz ein paar Meter die Mittellinie. Die Zweikampfduelle konnte man mit fast 56% für sich entscheiden, allerdings waren 90 Duelle in 90 Minuten für einen Hexenkessel Bochum doch sehr wenig. Bochum siegte im Luftraum dann mit starken 61%, wobei Upamecano nur 1 von 5 gewinnen konnte. de Ligt mühte sich mit 3 von 5. Am Boden konnten die beiden Außen jeweils 3 von 3 gewinnen. Upa 4 von 7, de Ligt wurde nur einmal gefordert, verlor dieses Duell. Insgesamt 71,4% für die 4er. Sehr guter Wert am Ende.
Im Pressingbereich ging es bei Bayern sehr sanft umher, nur 99 Aktionen gegen den Ball. Unglaublich wenig. Gegenüber den 47% vs WOB konnten diesmal 36% gewonnen werden. Liegt aber noch im ordentlichen Bereich. Bochum mit 163 Aktionen im ordentlichen Bereich, presste mehr als WOB (143). Insgesamt erzielten beide Klubs knapp 100 Saves. Bayern verteidigte nur wenn nötig (aber nicht vergessen die 20 Attacks und 13 Shots), Bochum insgesamt doch zu harmlos und oft zu weit entfernt vom Gegner, um ein Duell zu beginnen.

Nun zu den 7 Gegentoren der Bochumer. Mit 28 Unforced Errors (SGE 31) ist es am Ende fast logisch, das man zig Tore in die Hütte geliefert bekommt. Zwischen den Toren war Bochum insgesamt ordentlich, ja fast gut. Viel in der Box haben sie an sich nicht zu gelassen. Nur plötzlich hielten sie die Tür auf und bitteten den FCB auf ein Tor hinein. Wolfsburg hat dies nicht getan, am Ende gelang den Bayern kein Tor aus einem Schuss innerhalb der Box oder durch finalen Pass oder einer Flanke. Es werden wieder andere Gegner kommen, wo dann dieses 4-2-4-0/4-2-0-4 sich wirklich beweisen muss, auf engsten Raum im Kombinationsspiel. Mané muss dann wie Gnabry, die ja oft als „Doppelspitze“ aufgeführt werden (was ja real taktisch falsch ist), Tore aus schwierigen komplexen Situationen erzielen. Beide Spieler lieben eher den freien Raum, ein Lewandowski liebte die Enge um sich, wo er sich dann elegant löste und pro Saison seine 30 plus x Tore erzielen konnte.


Tracking…beide Teams liefen erschreckend wenig, auch an Sprints gab es als Teamwert nicht viel. Die 10 Fouls sind wie eben auch die Pressingaktionen und Duelle einfach zu wenig von einem Team, das eigentlich weiß, das man gegen Bayern 120% verteidigen muss und den Bus hinten parken muss. Bochum wollte mitspielen, hat sich dann selbst defensiv vergessen und 7 Dinger kassiert. Blöd gelaufen.


Gladbach wird sicherlich in München (hoffentlich) konzentrierter auftreten. Dann wird man das 7:0 erneut bewerten können…